Johann Osterloo wird beim Schützenfest des Jahres 1909 König der Lintorfer St. Sebastianus Schützenbruderschaft. Eigentlich nichts ungewöhnliches. Auch als 1910 beim nächsten Schützenfest in Lintorf Johann Lensing Schützenkönig wird, ist dies etwas fast alltägliches. Aber eben nur fast. Das ungewöhnliche an den beiden Schützenkönigen der Lintorfer Bruderschaft ist, dass sie Mitglieder der erst 1909 gegründeten Tell-Kompanie waren. Die älteste der heute zehn Formationen der Bruderschaft. In diesem Jahr feiern die Tellaner ihren 110. Geburtstag
Die Tell-Kompanie wird 1909 von 22 Lintorfern in der Gaststätte Mentzen, dem Stammlokal der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Lintorf 1464, gegründet. Die neue Kompanie übernimmt die Statuten der Bruderschaft, ändert sie aber an einer entscheidenden Stelle. Die Tell-Kompanie nimmt auch evangelische Christen in ihre Reihen auf. 1909 eine äußerst ungewöhnliche Entscheidung im katholischen Schützenwesen. Der Bund der Historischen deutschen Schützenbruderschaften wird erst 60 Jahre später sich für evangelische Christen öffnen. Kompanielokal der jungen Lintorfer Kompanie wird die Gaststätte „Zur Post“, wo auch am 14. März 1909 die Gründungsversammlung stattfand. Zum Vorsitzenden, die Tell-Kompanie nennt ihn damals Hauptmann, wird Fritz Nipken gewählt.
Warum die Mitglieder der neu gegründeten Kompanie 1909 den Namen des schweizerischen Freiheitshelden und Tyrannenmörders gaben, ist übrigens nicht überliefert. Wollten die Lintorfer etwa ein Zeichen im autoritär regierten wilhelminischen Kaiserreich setzen? Wahrscheinlich folgten sie einfach nur dem Zeitgeist, der Wilhelm Tell zu einer populären Figur jener Jahre am Beginn des 20. Jahrhunderts machte. Eine Figur übrigens, deren historische Existenz nicht belegt ist.