Die Mitglieder der Tell-Kompanie Lintorf sind in der St. Sebastianus-Schützbruderschaft nicht als Liebhaber eines gepflegten Düsseldorfer Altbieres bekannt. Grund genug für den stellvertretenden Vorsitzenden Andreas Preuß mit den Tellkameraden die Altbier-Kennenlern-Tour in der Landeshauptstadt zu machen. Kajaetan Linkert von der Düsseldorfer Altbier-Safari begrüßte die 13 Tellaner zu der zweistündigen Führung am Schlossturm.
Von dem Studenten erfuhren die Lintorfer, dass Hefe deshalb nicht im deutschen Reinheitsgebot erwähnt wird, weil man im 16. Jahrhundert noch nicht wusste, dass Hefe zum Brauen notwendig ist. Er erzählte, dass das obergärige Altbier bei 15 bis 17 Grad reift und nicht so lange haltbar ist wie Pils. Deshalb sei das untergärige Pils, das bei drei bis sechs Grad reift, im 19. Jahrhundert vielfach für den Export in ferne Gegenden gebraut worden. Das brachte ihm auch den Namen Export ein.
In den Gassen der Düsseldorfer Altstadt gab es in früheren Jahrhunderten unzählige Hausbrauereien. Übriggeblieben sind davon heute nur noch das Füchsen, Uerige, Schumacher, Schlüssel und Kürzer. Die Brauerei Kürzer gibt es sogar erst seit 2010.
„Um sich von den vier altbekannten Hausbrauereien abzusetzen musste etwas besonderes her“, so Linkert. Tatsächlich hat es einen ungewöhnlichen Geschmack, der sich deutlich von den anderen vier Altbieren abhebt. „Das Bier spricht vor allem junge Leute an“, erzählt Linkert. Gerade Studenten kommen gerne in die modern gestaltete Brauerei an der Kurzen Straße.
Linkert erklärt in der kleinen Brauerei, warum Altbier dunkel ist: „Je dunkler das verwendete Malz ist, desto weniger schmeckt man die Bitterstoffe im Bier.“ Bitterstoffe aber sind notwendig, um das Alt haltbar zu machen. „Die Industriebrauereien pasteurisieren das Bier, aber dabei geht der Geschmack verloren“, erfahren die Tellaner. Kürzer Alt hat 28 Bittereinheiten, die wenigsten der fünf Altbiere, die an diesem Abend verkostet werden. In den Industriebieren sind es deutlich weniger. Ueriges hat übrigens 55 Bittereinheiten.
Im Füchsen auf der Ratinger Straße erzählt der Altbier-Führer, dass in Düsseldorf das Bier gerne auf der Straße vor der Kneipe getrunken wird. „In Köln ist das verboten“, gibt er zum Besten. Es sei denn, der Brauerei gehöre der Bürgersteig vor der Gaststätte.
Im Brauereiausschank St. Sebastianus stehen Blumen auf den Tischen. „Das ist typisch für die Brauerei Schumacher“, so Linkert. Die würde nämlich seit Generationen überwiegend von Frauen geführt. In den anderen Brauhäusern fände sich keine Dekoration. Dort hätten eben auch Männer das Sagen.
Nach fünf leckeren Altbieren endet die Führung durch Düsseldorfs Biergeschichte im Schlüssel, dem Brauereiausschank der Familie Gatzweiler. Der Schlüssel bietet Platz für 1300 Gäste. „Und eines müsst ihr wissen“, gibt Linkert den Tellanern am Ende mit auf den Weg. „Der Köbes ist nur dem Altbier verpflichtet und keineswegs dem Gast.“ Das würde man als Gast auch durchaus merken.
Die Tellaner ließen die Altbier-Safari dann im Schlüssel mit einem gemeinsamen Abendessen – beinahe – ausklingen. Auf dem Rückweg zum Taxistand wurde noch an der ein oder anderen Düsseldorfer Gaststätte das theoretische Wissen über das Altbier in praktische Erfahrung umgesetzt. Mit einem Absacker im Lintorfer „Simon’s“ endete ein schöner Sommernachmittag.